Tanz und Yoga

Tanz und Yoga

Gestern war ich zum zweiten Mal bei einem geleiteten Zumba-Kurs. Zumba ist lt. Wiki ein Fitness-Training, das in den 90ern kreiert wurde. Es verbindet Aerobic mit Tanz-Choreografien und wird zu überwiegend lateinamerikanischer Musik geübt.

Tanz ist vielleicht so alt wie
die Menschheit selbst. Sich zu Rhythmus zu bewegen beginnt ja im Grunde
genommen schon im Mutterleib, wenn die Mutter geht und sich bewegt, wird das
Kind dazu getragen und hört dabei ihren Herzschlag. Später wiegt sie den Säugling
um ihn zu liebkosen und beruhigen.

Tanz ist Kulturgut und sieht an unterschiedlichen Stellen auf der Erde anders aus. Es gibt wilde und sehr strukturiert vorgegebene Stile, Einzeln-, Paar- und Gruppentänze. Tänze gehörten zu Feiern, manchmal zu Ritualen und Einweihungen. Viele Menschen erleben in innigem oder selbstvergessenen Tanz so etwas wie Flow, Freude,
manchmal auch Trance oder Ekstase, all das ist auch beim Yoga möglich.

Wir kennen Aufforderungen wie:
»Tanz deinen eigenen Tanz im Leben«, oder Sprichworte wie: »jemand tanzt aus
der Reihe«; »Das Leben ist ein einziger Tanz«. Was hat das mit Yoga zu tun? Was
sind denn Elemente des Tanzes?: Rhythmus, pulsieren, Balance, Wiederholungen,
Grenzen austesten, Harmonie/Disharmonie, Zusammenspiel und Gegensätze in der
Bewegung. Versuch und Irrtum, Üben, Ausprobieren, und immer wieder einfach nur
»tun«. All das gilt genauso für Yoga-Asanas. Und alles was wir im Yoga tun und
empfinden, können wir auch immer in Bezug auf alles das sehen, was wir im Leben
tun.

Wenn ich Yoga im Flow erlebe,
fühlt es sich so an wie ein Tanz. Yoga-Asanas und auch Tanz können sozusagen »Meditation
in Bewegung« sein. Es geht um den kreativen Ausdruck meiner selbst. Wie bei
jeder kreativen Tätigkeit kann ich mich eben auch durch meinen Körper
ausdrücken. Je größer der Radius meiner Bewegungs-Möglichkeiten, desto
vielfältiger können meine Formen und mein Ausdruck sein.

 

Es gibt Naturtalente, denen anmutige
Bewegungen schon in die Wiege gelegt sind. Ich gehöre zu den Menschen, denen
Üben hilft. Ich übe Tanz wie Yoga anhand von kontrollierten, verlangsamten,
bewussten Bewegungen, die ich dann wenn ich es möchte, auch schnell ausführen
kann, ohne mich zu verletzen. Indem ich Bewegungen übe, werde ich besser darin.
Indem ich mich diszipliniert gegebenen Strukturen unterwerfe, lerne ich, sie zu
meistern. Wenn ich eine Tätigkeit gemeistert habe (ob Klavier-spielen,
Yoga-Asanas oder kochen …), habe ich die Freiheit, diese Tools neu anzuordnen,
damit zu spielen, sie zu einer eigenen Komposition zu ordnen, oder eben auch
geschickt Unordnung zu schaffen.

Was verbinde ich mit Tanz?

Schönheit, Anmut, Grazie,
Bewegung im Raum, Balance. Und auch wenn der Tanz beispielsweise etwas ziemlich
düsteres darstellt, wie den Tod, oder unsere so bezeichneten dunklen und
traurigen Momente, so erscheint er dennoch sowohl dem Tänzer als auch dem
Beobachter als wunderschön, anmutig und auf irgendeine Weise beglückend. Genau
das bezeichnen wir im Tantra als »ananda, bliss, Glückseligkeit«. Dieses
Erleben ist unabhängig davon, ob wir etwas mehr oder weniger Angenehmes
erfahren.

Ausgewogenheit, Harmonie und
Balance sind weder im Tanz, noch im Leben etwas Statisches. Es geht immer um
einen Ausgleich als Folge von Pulsieren zwischen den Polen.

Und ein ganz entscheidendes
Element im Tanz wie im Yoga wie im Leben ist: die reine Freude am Tun!

Über

Grafikerin Web & Print, Yogalehrerin YA